PFARRKIRCHE ST. NICOLAI KALKAR

Sanierung und Neugestaltung
Kalkar 2000

 

Im Jahr 1933 wurde mit den umfangreichen Sanierungs- und Renovierungsarbeiten begonnen, nachdem stark sichtbar gewordene Rissbildungen im Turmschafftinneren zu Besorgnis Anlass gaben. Vorrausgegangen war eine gutachterliche Stellungnahme zum Schwingungsverhalten und baulichen Zustand am Glockenturm vom Ingenieurbüro Kempen um eine Schwingungsursache für die Rissbildung auszuschließen.

Vom Ingenieurbüro Kempen wurden bei dieser Gelegenheit umfangreiche Schäden am gesamten Dachstuhl, an der tragenden Konstruktion festgestellt. Infolge unkontrollierten Wassereinbruch im Dachraum, dadurch u.a. verfaulte Auflager, nicht mehr intakte Knotenpunkte, Kniestöcke, hatte sich die Statik, d.h. der Abfluss der Kräfte verschoben, z.T. gab es statt senkrechter Lastenabführung diagonale Kräfteableitungen, die zu Mauerrissen führten. Zur Sicherheit wurde noch das Fundament im Turmbereich untersucht. Nachdem ein „Schurf“ an der Süd-West-Ecke des Turmes vorgenommen wurde, konnten wir feststellen, dass der gesamte Kirchturm auf gesunden Eichenrundhölzern ca. 10 cm Durchmesser, die kreuzweise horizontal verlegt sind, gegründet ist. Das freigelegte Fundamentmauerwerk war rissfrei, so dass man sagen konnte, dass die Gründung noch einwandfrei sei. Sicher wurde die Rissbildung im Mauerwerk auch noch durch Setzungen infolge Grundwasserabsenkungen im gesamt städtischen Bereich beeinflusst.

 

Das so zunächst gewonnene Schadensbild war besorgniserregend und nach dem Einsturz des Gocher Kirchturms im Mai 1933 war größte Eile geboten. Zunächst wurden die Risse im Mauerwerk des Turmes und der angrenzenden Mauer fachgerecht vernadelt (vernäht), es wurden mauerwerksanker eingezogen und anschließend verpresst, so dass das gesamte Mauerwerk wieder ein in sich kraftschlüssiges und statisch intaktes Gefüge bekam. Z.T. wurde im Innenbereich das Mauerwerk zusätzlich im Verband mit alten Steinen neu gemauert (im Bereich der Risse). Nachdem der Turmbereich und die seitlich angrenzenden Kapellenräume für diese Arbeiten eingerüstet waren, wurde der nächste Schaden sichtbar. An den Gewölben wurden Risse, klaffende Fugen, Absetzen der unteren Gewölberippen und teilweise Deformierung der Gewölbekappen (marodes Gewölbemauerwerk) festgestellt. Als nächster Sanierungs-Bauabschnitt wurden der Dachstuhl und die Gewölbe der seitlichen Turmkapellen und das jeweils 1. Joch der Gewölbe vom Nord-,Mittel-und Südschiff ausgeführt.


Dieses war für das vorhandene Kunstgut sehr schädlich. Es wurde in Abstimmung mit der Denkmalpflege ein Heizsystem mit 13 Boden-Wärmestationen (Mahrcalor-System) gewählt. Hierdurch wird eine gleichmäßig verteilte Wärme mit einer minimalen Luftgeschwindkeit erreicht. Die Lage der Wärmestationen wurde im Hinblick auf das Kunstgut und den neuen Altarstandorte mit der Denkmalpflege abgestimmt. Da durch den Einbau der Wärmestation und den hinführenden Leitungen der Eingriff in den Boden unumgänglich war, wurde die Bodendenkmalpflege hinzugezogen und sämtliche Arbeiten durch einen Archäologen überwacht.

 

Diese im Februar und März 1999 durchgeführte Grabungsarbeit erbrachte neue baugeschichtliche und archäologische Befunde. Im Zuge dieser Arbeiten entfiel der Holzboden unterhalb der Kirchenbänke und der bestehende Natursteinboden aus Blaustein wurde in gleichem Verlegemuster mit neuen Platten ergänzt. Durch die Neuordnung des Kirchenraumes wurde auch der Wunsch nach einem neuen Beleuchtungskonzept wieder laut, ein Wunsch der schon immer in der Gemeinde war. Die Beleuchtung besteht aus einfachem kaum auffallenden Pendelleuchten – Fassung mit Leuchtmitteln – im Hauptschiff zwei Lampenreihen und in den Seitenschiffen je eine Lampenreihe. Die neu aufgestellten Altäre erhalten, jeweils von der gegenüberliegenden Säule aus, eine zusätzliche Anstrahlung.

 

Der gesamte durch Versalzung (Feuchtigkeit) geschädigte Innenputz der Außenwände wurde bis zu einer Höhe von ca. 3,50m (Gesimskante Fenster) abgeschlagen und nach fast einem Jahr Austrocknungszeit mit einem geeignetem „Sanierputz“ in mehreren Arbeitsgängen aufgetragen, um so die durch aufsteigende Feuchtigkeit im Mauerwerk sich bildende Versalzung aufnehmen und ein Ausblühen verhindern können. Im Zusammenhang mit der Sanierung bzw. Austausch der Fenstergewände wurde über eine neu Verglasung nachgedacht.

 

Der durchgeführte Künstlerwettbewerb unter drei Künstlern hatte als Sieger Karl Martin Hartmann. Um die künstlerische Verglasung zu schützen wurden die Fenster nach Außen hin mit „Goethe Glas“ in Abstimmung mit der Denkmalpflege verglast. Das gesamte Kirchengebäude einschl. aller Dachböden (Sakristei, Turmkapellen, Hauptdächer etc.) ist mit einer Brandmeldeanlage und einer zusätzlich im Turmschaft installierten Löschwassersteigleitung mit Wandhydranten für die Feuerwehr versehen; eingebaute Brandschutztüren zu den verschiedenen Dachböden sorgen zusätzlich für einen gehobenen Brandschutz, um nicht nur das unschätzbare Kunstgut, sondern auch das Gesamtmauerwerk St. Nikolai zu schützen.

 

in Abschließend wurde der gesamte Innenraum farblich neu gefasst, die Gewölbemalereien ergänzt bzw. restauriert und Kapitelle, Dienste und Säulenbasen farblich aufeinander abgestimmt.

 

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